Hieronymus Bosch: Schrecklich oder schön?
In diesem Jahr beging die Kunstwelt, aber sicher nicht nur die, den 500. Todestag des Hieronymus Bosch. Vielen Interessierten fallen bei diesem Namen Bilder ein voller Phantastik, Grausamkeiten und Geheimnissen. Fabelwesen bevölkern die Leinwände, Alpträume und Abgründe werden zu Bildern. Wie nur sind diese Bilder zu verstehen? Was ist nur hineininterpretiert, was sind die Gedanken und Geheimnisse des Malers wirklich dahinter? Das zu erfahren wird wohl nie gelingen, aber seine Visionen und Szenarien haben seither die Maler beeinflußt. Vielleicht läßt sich schon eher ergründen, warum diese Bilder so mächtig bis heute auf uns wirken. Denn wer in diesem Jahr die Möglichkeit hatte vor einem seiner Bilder zu stehen, wird dies bestätigen – der Eindruck ist kolossal.
Über sein Leben kann man trotz der vielen Fragezeichen schon eher etwas mehr erfahren. Eine Möglichkeit wäre es, sich den Themenschwerpunkt des Senders SWR2 als Lernprogramm vorzunehmen, ohne dass man zur Sendezeit am Radio sitzen bzw. gesässen haben muß, denn es ist alles im Internet zu haben. Wir haben die verschiedenen Texte, Audiobeiträge usw. in eine Reihenfolge gebracht, die es uns sinnvoll erscheinen läßt, diese in dieser Reihenfolge zu bearbeiten.
Über den Maler und seine Bilder (lesen)
Vor 500 Jahren starb der niederländische Maler Hieronymus Bosch. Am 9. August 1516 wurde er in ’s-Hertogenbosch begraben. Nur dieses Datum aus seinem Leben ist bis heute gesichert, seine Bilder sind dagegen bis heute ein Rätsel geblieben. Vielfach wurden sie kopiert, imitiert und vor allem von den Surrealisten geschätzt.
Hieronymus Bosch und das Hören (hören)
500 Jahre Hieronymus Bosch. 500 Jahre Bildergeschichten voller Entgrenzungen, Ungeheuerlichkeiten, Höllenszenarien. In einem seiner bekanntesten Bilder – „Garten der Lüste“ – wird die Hölle von musikalischen Folterinstrumenten und deren Kakophonie beherrscht. Verdammte werden an Lauten und Harfen gekreuzigt. Ohren rollen durch das infernalische Getümmel. Die mittelalterliche Bedeutung von Musik – Harmonie der göttlichen Schöpfung – wird ins Gegenteil verkehrt. Im Bild wird Hölle hörbar. Und der Sound des Schreckens zieht sich bis in die Gegenwart.
Visionen eines Genies (sehen)
Aber auch laufende Bilder geben einen guten Eindruck von der Kunst des Hieronymus Bosch, auch wenn es in diesem Beitrag der ARD auch um die Ausstellung in ‘s-Hertogenbosch geht. Die knapp 6 Minuten Film „Visionen eines Genies“ bei titel-thesen-tempramente (noch bis zum 14.02.2017 im Netz) sind auch ein Eindruck davon, in welchem Maße der Maler uns heute noch zu beeindrucken und zu interessieren, ja gar anzuziehen vermag. Eine kleine persönliche Anmerkung dazu: in den letzen Tagen der Ausstellung in den Niederlanden bekam man, wenn man Glück hatte, noch einen Nachttermin, in meinem Fall konnte ich zwischen 23 Uhr und 1 Uhr am anderen Tag die Ausstellung sehen. Eine wirklich nicht missen zu wollende Erfahrung, auch so geht Museum!
Weitere Hinweise: Buchtipps, Ausstellungen
Die beiden großen Ausstellungen in ‘s-Hertogenbosch und Madrid sind leider schon zu Ende gegangen. In den Niederlanden, insbesondere ’s-Hertogenbosch gibt es aber das ganze Jahr hindurch noch Versanstaltungen rund um Hieronymus Bosch.
Auch die Hamburger Ausstellung „Verkehrte Welt – Das Jahrhundert von Hieronymus Bosch“ ist vorbei.
In der Alten Münze, Berlin, kann man noch bis zum 30.10. die Multimedia-Ausstellung „Bosch alive“ sehen und ebenfalls in Berlin, in der Gemäldegalerie dann ab dem 10.11.2016 „Hieronymus Bosch und seine Bilderwelt im 16. und 17. Jahrhundert“. Eine erste Information dazu mit nebenstehendem Link.
Für alle Freund*innen des Romans – auch den gibt es zu diesem Thema (s. Liste – Vermeulen, Der Garten der Lüste), wiewohl, ein älterer historischer Roman ist nicht erwähnt: Peter Dempf, Das Geheimnis des Hieronymus Bosch (1999), eine tollkühne Spekulation über eine Verschwörung, die sich hinter dem rätselhaften Gemälde der Weltgeschichte verbergen könnte. Packend! Habe ich lieber gelesen, als den neueren Vermeulen.
Nun aber eine gute Zeit mit Hieronymus Bosch!
Ellen Salverius-Krökel