Seit wenigen Tagen ist die 4 Tonnen schwere Glocke aus Dessau wieder abgebaut, die seit Beginn der großen Ausstellung zum Frieden vor dem LWL Museum in Münster stand. Aufmerksamkeit auf sich ziehend für jeden, der sich dem Museum von der Domseite her nähert. Mahnmal zum Frieden und gleichzeitig …
… hinweisend auf die große sechsmonatige Ausstellung „Frieden. Von der Antike bis heute“ als Ausstellungsteil im Außenbereich.
Als Leihgabe zu dieser Friedensausstellung war die Glocke im April dieses Jahres in einem Schwerlastzug zu uns nach Münster gekommen. Seither sah man immer wieder viele Menschen beim Betrachten der Glocke und nach dem Lesen der Inschriften in Gesprächen vertieft vor diesem Mahnmal stehen. Werden sie weiter nachforschen zur Glocke, zum Geschriebenen, zum Anlass ihres Entstehens, zur damaligen Zeit? Auch dann noch, wenn die Friedensglocke wieder an ihren eigentlichen Standort in die Innenstadt von Dessau-Roßlau auf den Platz der Deutschen Einheit zurückgekehrt ist? Dies mag jeder Betrachter für sich beantworten.
Zur Geschichte dieses Mahnmales.
Manch einer von uns hat Deutschland auch als geteiltes Land und somit auch die späteren Jahre der Wiedervereinigung miterlebt. Andere kennen diese Zeiten nur aus der Geschichte. Bei der Grenzöffnung nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 galt es, die Überbleibsel des ostdeutschen Regimes in allen Bereichen des Lebens zu überprüfen. Neben der Nationalen Volksarmee übten zusätzlich die örtlichen „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“, eine paramilitärische Organisation der SED, ihre besonderen Zuständigkeiten aus. Allein in Dessau existierten 11 Hundertschaften, die wie überall in den einzelnen Betrieben gebildet wurden.
1250 Sturmgewehre, 174 Maschinengewehre, 87 Panzerbüchsen und 171 Pistolen wurden 1990 in Dessau durch Überrollen eines Panzers zerstört und sorgfältig in die einzelnen Teile zerlegt. Nach Jahren wurde aus diesem Waffenschrott diese Glocke gegossen. Für die Glockengießerei ein besonders spannender Moment, da hier vorher noch nie eine Glocke gegossen worden war.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand am 9. November 2002 die Einweihung der Dessauer Friedensglocke an ihrem jetzigen Standort statt. Seitdem ertönt ihr Geläut zu den ökumenischen Friedensgebeten, zum Tag der Deutschen Einheit, zum 9. November, zu Neujahr und auch zu besonderen Anlässen. Die Dessauer Bürger werden ihre Glocke nun auch zum diesjährigen Weltfriedenstag 2018 in nur wenigen Tagen wieder hören können. Die gesamte Chronik der Glocke lesen Sie auf den Seiten des Kuratoriums Friedensglocke Dessau e.V., das sich seit einigen Jahren intensiv mit der Aufarbeitung dieses schwierigen Themas befasst.
Friedensglocke in Rovereto, Italien,
Diese Friedensglocke hat eine ähnliche Geschichte. Die auf den Namen „Maria Dolens“ getaufte Glocke wurde 1924 in Trient gegossen. Gegossen aus der Bronze der Kanonen der 19 am Ersten Weltkrieg beteiligten Nationen. Sie steht weithin sichtbar hoch auf einem Hügel über der Stadt Rovereto. Ihr allabendlicher Klang ertönt zum Gedenken der Gefallenen aller Kriege, als Zeichen des Friedens und der Verbrüderung alles Völker.
Friedensglocke Rovereto
Friedensglocke der Evangelischen Christuskirche zu Karlsruhe
Es ist schon ein Erlebnis, eine 9 Tonnen schwere im hohen Kirchturmgebälk aufgehängte Glocke beim Läuten zu betrachten und zwar vom ersten Moment an. Man spürt direkt die Schwere der Glocke und die Mächtigkeit der Schläge. Diese größte Kirchturmglocke in Baden-Württemberg erklingt jeden Mittag um 12:00 Uhr zum Friedensruf.
Friedensglocke der Evangelischen Christuskirche Karlsruhe
Diese drei Friedensglocken haben wie alle anderen Friedensglocken auf der Erde nur eine Aufgabe, zu läuten für den
Frieden
Fotos M. Budde
Margret Budde
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