Nun also endlich das Weihnachtsfest und damit die Weihnachtszeit. Aber wer weiß eigentlich noch, dass mit der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember noch eine andere Zeit beginnt? Die der Rauhnächte, die Zwölften? Alles nur Aberglaube? Nein, aber natürlich auch das, aber auch Christentum, Brauchtum, Volksglaube, Sagen, Märchen. Wir möchten Sie damit, wenn Sie mögen, durch die Weihnachtszeit begleiten und allen unseren Leserinnen und Lesern ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest wünschen. Unsere guten Wünsche für ein gesundes, neues Jahr.
Und vielleicht möchten Sie ja erstmal mitsingen?
Der Heiland ist geboren – Susanne Dieudonné
Schlaf wohl du Himmelsknabe du – Susanne Dieudonné
Die Rauhnächte oder die Zwölften sind ein bißchen unheimlich, geht es doch um die Wiederkehr der Seelen und der Geister, Frau Holle zieht umher, die wilde Jagd ist unterwegs und raubt die Wäsche von der Leine, Orakel und andere Zukunftsvorhersagen bekommen in dieser Zeit ihre Macht, Wunderkräfte und Unheil scheinen allüberall. Aber woher kommt das, was ist das Besondere in diesen Tagen bzw. Nächten gerade in dieser von uns doch eigentlich als sehr freudvollen und friedlich empfundenen Zeit?
Die Rauhnächte kennt man auch unter der Bezeichnung Rauchnächte, weil in den Alpenländern in vielen katholischen Familien vor den großen Festen die Häuser ausgeräuchert wurden, um Hexen und böse Geister wie die wilde Jagd von den Menschen fernzuhalten, zu vertreiben, damit sie den Menschen kein Unheil zufügen können. Rauchmittel war vor allem Weihrauch. In manchen Gegenden gab es nur drei oder 4 Rauchnächte, in anderen aber eben zwölf, von der Christnacht bis zur Dreikönigsnacht, der Erscheinung des Herrn. Die zwölf Tage bzw. Nächte halten sich zum größten Teil an den Heiligenkalender. Das Brauchtum sieht aber auch bereits den 21. Dezember als eine Rauchnacht an (Wintersonnenwende), sodass z.B. am Vorabend von St. Thomas, Weihnachten, Silvester und Dreikönige ein Priester, die Hausfrau oder der Hausherr das Haus durchräucherte. Die drei bzw. vier Nächte galten als die gefährlichsten, aber auch die heiligsten. Woher nun aber die Wandlung des Begriffs von Rauch- zu Rauhnächten kam, bleibt eher vage.
Märchen, Sagen, Aberglaube
Für die Rauhnächte gibt es, so das Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens, eine ganze Reihe von abergläubischen Vorstellungen, die auch nicht immer genau zu bestimmten Nächte zuzuordnen sind. Zutreffend ist davon aber manches mit Sicherheit für die genannten drei bzw. vier Rauhnächte.
Grundsätzlich sind die Rauhnächte eine Zeit der Vorhersage (Losnächte), man mußte sich vor allem möglichen bösen Zauber hüten (man sollte nicht dreschen, weil das Getreide sonst verdirbt), von dem es eine große Zahl gab, es gab gute und weniger gute Orakel wie das Hochzeitsorakel und das Schuhwerfen (also das Loswerfen), es gab Orakel zum Wetter (wie das Wetter sich an den zwölf Raunächten gibt, so wird es in den zwölf folgenden Monaten sein) der Gesundheit u.ä. Und es gehörte eine große Zahl an bsonderem Gebäck oder anderen Speisen in diese Zeit, mit besonderen Vorschriften der Zubereitung und des Verzehrs: die Rauchwecken z.B. in Münschen, Früchte-, Hutzel-, Kletzen- oder Schnitzelgebäck, der Plattenkuchen aus Westfalen. Wobei, es gab auch ein Backverbot für diese Zeit, weswegen viel Gebäck vorher hergestellt werden mußte. Manches davon kennen und schätzen wir auch heute noch.
Es gab aber auch eine Menge wilden, unheimlichen Volkes, als da wäreh die Berchta oder die Perchta, auch Frau Holle oder Frau Gode genannt, oder der Wode, auch wilder Jäger genannt, der in die Häuser eindringt, wenn Türen und Fenster nicht gut verschlossen sind. Zu beiden haben wir Sagen herausgesucht.
Unheimliche Geister also haben in den zwölf Rauhnächten eine große Macht. Ob nun vor St. Thomas oder am Heilogen Abend oder an Silvester und Heiligedreikönige, Hesxen und andere Unholde haben große Macht.So begann früher mit Einbruch der Nacht (der heiligen Nacht) in regelmäßigen Abständen das Schreckenläuten. Es dauerte an bis zur Mitternachtsmesse und vertrieb die bösen Geister.
Oder: In der Heiligen Nacht mußte man beim Schreckenläuten einen Zweig schneiden, mit höchstens drei Schnitten. Damit kann man aus der Ferne jemanden prügeln, indem eine Hose hinlegt und den betreffenden Namen nennt. Der Namensträger spürt es dann.
In der Heiligen Nacht soll man den Hühnern zwischen elf und zwölf Uhr Speck zu fressen geben, dann sind sie im nächsten Jahr vor dem Habicht geschützt.
Ach ja, und das möchte man heute auch gerne: Wer an Weihnachten viel ißt, dem geht es im nächsten Jahr gut.
Es gibt noch viel mehr an Märchen und Sagen, Brauchtum und Aberglaube für die Zeit der Zwölften, den Rauhnächten. Wir versuchen in den nächsten Tagen mehr über dieses Brauchtum zu berichten und daran zu erinnern, dass manches gar nicht so unbekannt ist und wo es in unserem Alltag weiterlebt.
Margret Budde und Ellen Salverius-Krökel
Frau Holla zieht umher als PDF
Der Wode als PDF
Dieser Beitrag als PDF Rauhnächte – oder die Zwölften