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Rauhnächte: der 25. und 26. Dez.

Mit der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember beginnt der Stepanustag, der Tag des Heiligen Stephanus laut Heiligenkalender. An diesem Tag gedenkt die Kirche ihres ersten Märtyrers, und an diesem Tag wurden früher die unterschiedlichesten Weihen gefeiert, z.B. Wein, Pferd, Hafer, Wasser, Salz, was häufig in Geminschaft stattfand, man traf sich zu Essen und Trinken. Aber auch Frau Gode ging um …

Aberglaube und Brauchtum

Aus dem Aberglauben gibt es ein Orakel, wobei das Kletzenbrot eine Rolle spielt, im ersten Teil hatten wir davon kurz berichtet: Wer also zu Weihnachten von seinem Mädchen das Kletzenbrot abgeholt hatte, durfte am Stephanstag zum ersten Male seine Liebste ausführen

Vorher aber hat in manchen Gegenden das heiratslustige Mädchen in der Christnacht dreimal die laute Frage hinaus gerufen, was für einen Mann sie bekommen werden. Aus dem folgenden Schalle schließen sie auf die Zukunft. Ein Schuß kündet einen Jäger, ein daherfahrender Wagen einen Fuhrmann, ein knarrendes Tor einen Bauern als Zukünftigen.

Am Stephanstag sollte man im Böhmerwald Branntwein („Stephanswasser“) trinken, um kein Seitenstechen zu bekommen oder um es zu verlieren. Überhaupt wurde dem Wein in dieser Zeit wohl recht gut zugesprochen, so dass sich schon Karg d.Gr. genötigt sah, die Zechereien zu Ehren des Stephanus zu verbieten. Und hier sieht man also, wie sich Brauchtum und Christentum mieinander verbanden, denn der (rote) Wein wurde an diesem Tag gesegnet, am Johannistag (27. Dez.) der weiße. „Stephanswasser“ ist aber auch das Wasser, was an diesem Tage in der Kirche geweiht wurde. Der Bauer besprengte damit Speisen, Scheunen und Felder gegen den Einfluß der Hexen und bösen Geister, ja, sogar gegen „gezauberte“ Wetter ist es gut.

Aber auch für das Wetter spielte der Stephanstag eine Rolle, war er doch auch ein  Los-Tag:

Windstill muß St. Stephan sein,
soll der nächste Wein gedeih’n.

Ist es grün zur Weihnachtsfeier,
fällt der Schnee auf Ostereier.

Am Weihnachtstag macht die Sunn zwoa Freudnsprüng!

Blast der Wind am Stefanitag recht,
weard der Wein im nächsten Jahr schlecht.

Scheint am Stephanitag die Sonne,
so gerät der Falchs zur Wonne.

Stephanstag kennt keine Plag‘.

Es gibt aber natürlich noch weit mehr Aberglaube in den zwölf Nächten: man soll am Morgen nicht pfeifen, das bringt Unglück, wer in dieser Zeit eine Tür laut zuchlägt, hat im Sommer Gewitter zu befürchten und und es darf in den Rauhnächten nicht gesponnen werden, das tun nur die Hexen.

Frau Gode, oder: Frau, Holle, raue Perchta, Frau Harke

In den Zwölften eine stets wiederkehrende Gestalt ist die Perchta. Die raue Perchta, eine Naturgöttin der Germanen, kennen wir eher häufiger als Frau Holle, also als Märchen- und Sagengestalt. Und dabei als gutmütige Frau und Herrin über die Wolken. Daher ist sie natürlich auch zuständig für Wind, Regen und Sonne, also über gutes und weniger gutes Wetter für die Landwirtschaft, was ja früher nahezu das Wichtigste war. Im Brauchtum ist Frau Holle aber auch die raue Perchta, eine Schreckgestalt, die vor allem Kinder erschreckt und mitzunehmen droht. Sie führt in diesem Zusammenhang aber auch die Namen Perchtel, Berta oder eben Perchta, trägt eine Maske vor dem Gesicht und ist mit einem zottigen Pelz bekleidet. In Oberbayern z.B. wurde der Perchtenlauf durchgeführt, ein junger Mann oder drei verkleidete Frauen liefen peitschenknallend durch den Ort. Das hat auch mit dem Lärmbrauchtum zu tun, das in den Rauhnächten seinen Höhepunkt hatte. Klopfen und Klöpfeln, Trommeln und Rummeln, Peitschenknallen und Schießen, Feuerwerk, aber auch Singen, Musizieren und Glockenschellen sind für Lärmumzüge bekannt. Es geht in vorchristlicher dabei vor allem um die Abwehr böser Geister, aber erhielt sich dieser Aberglaube bis lange in die christliche Zeit hinein und ist auch christlich interpretiert worden. Was es mit der rauen Perchta, oder eben auch Frau Gode bzw. im Niederdeutschen Fru Gauden so auf sich haben kann, nun auch das hat in der Welt der Sagen Einzug gefunden:

Fru Gauden oder Goden. Eine Sage aus Hannover.

Dieser Beitrag als PDF Rauhnächte – Stephanustag

Ellen Salverius-Krökel

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