Als ich kürzlich im tiefsten Ostfriesland eine Nacht im Hotel verbrachte und dann am Morgen den Blick aus dem Fenster warf, da wußte ich, genau, ich bin in Ostfriesland, das Wetter sagte alles. Was also hilft gegen Nebel und kühle Temperaturen besser als eine schöne Tasse Tee, am Morgen, im Herbst, bei Nebel?
In Ostfriesland trinkt man auch heute noch zu allen Tages- und Nachtzeiten Tee, nicht jeder, aber doch viele, vor allem die Einheimischen. Der Tee ist auch nicht durch den beliebten Morgenkaffee, als Muntermacher, abgelöst worden. Nur im Hotel, mitten in Ostfriesland dann wohl doch. Auf jedem Frühstückstisch stand eine Thermoskanne mit Kaffee, auf dem Frühstücksbüffet gab es – Beuteltee. Oh je! Nun hatte ich aber auch nicht nachgefragt nach dem Kännchen Ostfriesentee, frisch aufgebrüht, zumal ich nach mehr als 30 Jahren Süddeutschland dann doch sehr dem Kaffee zuneige. Aber als ostfriesiches Inselkind fand ich das doch mehr als irritierend. Da freute ich mich dann aber kurze Zeit später, als ich im Internet den Hinweis auf eine Ausstellung zum Thema Tee und seine Geschichte fand. Der Tee, die Teekultur scheint doch noch nicht vorbei zu sein.
„Luxus, Lotterleben, Lifestyle. Tee verändert Nordeuropa.“
Nun ist das Teetrinken bei weitem nicht allein in Ostfriesland zu Hause, das muß wohl nicht extra bemerkt werden. Wer sich aber dennoch für den Tee, seine Kultur und Verbreitung interesssiert, und dazu auch noch gerade in Norddeutschland aufhält, der mag vielleicht einmal Lübeck besuchen. Dort nämlich gibt es noch bis zum 23. Januar 2023 im St. Annen – Museum eine Ausstellung über das beliebteste Getränk der Welt zu sehen „Luxus, Lotterleben, Lifestyle. Tee verändert Nordeuropa.“ Erzählt werden soll die „Geschichte“, wie der Tee aus dem fernen China ins nördliche Mitteleuropa kam und dort das Alltagsleben veränderte – und den Teegenuß selbst. Und die Ausstellung zeigt, dass der Tee, die Teekultur wohl auch die Jugend erreicht hat.
Die Ausstellung digital zu Hause
Wer die Ausstellung nicht besuchen kann, hat zum Glück die Möglichkeit so manches in digitaler Form sich am heimischen PC anzusehen: es gibt eine Digital Story, eine digitale Führung und eine digitale Kinderführung. Die Story gibt einen ersten Einblick in die wechselvolle Geschichte des Tees von Luxus über Lotterleben bis hin zum Lifestyle, die digitale Führung, der eGuide führt multimedial durch die Ausstellung, man erfährt spannende Hintergründe und kann einen Blick unter und hinter die Exponate werfen. Die Texte können auch als Audiodatei aufgerufen werden.
Luxus, Lotterleben, Lifestyle – Tee verändert Nordeuropa
Eine sehr informative Ausstellungsbesprechung findet man auf kultur-port.de.
Wer Interesse gefunden hat am digitalen Museum, kann gleich hier im Lübecker Museum verweilen: es gibt zu Dauerausstellungen und älteren Ausstellungen reichhaltige Möglichkeiten diese digital zu erkunden, als da wäre zum Beispiel „Cranach – Kemmer – Lübeck. Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation“, inkl. digitalem Stadtspaziergang, zum Passionsretabel von Hans Memling oder der Ausstellung „Nordic Design – Die Antwort aufs Bauhaus“. Das Angebot findet man hier: Digitale Inhalte St. Annen-Museum
Ellen Salverius-Krökel