Volkskultur der Ukraine – die Volksikonen
Wenn wir gefragt werden, welche traditionellen Feste und Riten für uns Deutsche wichtig oder wenigstens bekannt sind, so fallen uns gewiss sehr viele Beispiele ein. Gehen wir in andere Länder, könnte es schon anders aussehen. Mit der Entfernung steigt oft die Unkenntnis, was ich bei mir nicht anschließen kann.
Das Ivan-Honchar-Museum in Kiew hat es sich zur Aufgabe gemacht, als Nationales Zentrum für Volkskultur in der Ukraine die ukrainische Volkskunst zu bewahren und diese für alle Zeiten der Welt zugänglich zu machen. (In englischer und ukrainischer Sprache.) Inzwischen kann auch dieses Museum kriegsbedingt nur beschränkt arbeiten. Es bleibt zu hoffen, dass die umfangreiche Sammlung erhalten werden kann, die in den meisten Teilen als Online-Sammlung jedoch zu betrachten ist.
Malerei von Volksikonen
Durch die zunehmende Beliebtheit der Werke, die eine Verkörperung der Religiosität der Ukrainer darstellte, entstanden in mehreren Städten der Ukraine im 16. Jahrhundert große Zentren der Ikonenmalerei, um den stetig steigenden Bedarf zu decken. Die ursprünglich für Kirchen und Klöster angefertigten Bilder kaufte jedoch auch der Adel. Szenen aus dem kirchlichen und täglichen Leben wurden auf Holz, Leinwand oder Glas gemalt. Im Laufe der Jahre entwickelten sich zwei Richtungen, eine künstlerische und eine dekorative, letztere angelehnt an naive Malerei. Durch die gleichzeitige Verehrung und Darstellung mehrerer Heiliger entstand durch das Malen eine Art Hausikonostase, die christliche aber durchaus auch heidnische Darstellungen zeigte. Eine Ikone stellte eine Versicherung gegen Unglück und jegliche Lebensschwierigkeit dar, übernahm in etwa die Rolle eines Art Talismans. Dabei werden Darstellungen von Symbolen oder Allegorien gern dem Barock zugeordnet
Regionale Trends machen sich auch hier bemerkbar.
Ikonen in „sonnigen“ Gelb-, Rot- und Orangetönen mit Blumenornamenten kommen hauptsächlich aus dem Gebiet Tschernihiw. Ikonen von Pokuttien und Hutsulshchyna sowie solche Ikonen auf Holz mit mehreren Figuren kommen aus der Bukowyna. Wie in diesem Projektbeitrag des Ivan-Honchar-Museum nachzulesen ist, spiegelt eine Ikone die Ideale, nationalen Werte aber auch die Religiosität eines Volkes.
Zur Online-Ausstellung Himmel auf Erden
Die umfangreiche Ausstellung wird unter Google Arts & Culture gezeigt. Mit mehrfacher Vergrößerung (Zeichen auf der Seite) kann jede Ikone bis ins Detail betrachtet werden.
Margret Budde
Quelle:
Google Arts and Culture
https://artsandculture.google.com/story/hgXh8_X28Np5Ew