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Zur Weihnacht

Als wir vor einem knappen halben Jahr dieses Angebot hier begonnen haben, wagten wir  zu träumen. Nun sehen wir, dass Wirklichkeit daraus geworden ist: Sie haben unsere Aufforderungen erfreulicherweise wörtlich genommen. Denn die vielfältige Umsetzung unseres „Mach mit!“ zusammen mit den vier Unterbereichen „Themen auf den Punkt bringen“, „aufmerksam machen“, „sich anregen lassen“ und „aktiv werden“ hat in der kurzen Zeit ein schönes Ergebnis gebracht, was wir erfreut wahrnehmen.

Heute nun stellen wir Ihnen zwei Einsendungen zu Weihnachten von Elly Bröcker vor.

Und nehmen diese Beiträge gleichzeitig zum Anlass, uns bei allen Mitautorinnen für Ihre Wort- und Bildbeiträge zu bedanken. Dadurch haben Sie gleichsam neue Themen eröffnet, die auch gut angenommen werden, was sich in den Zugriffszahlen der einzelnen Artikel niederschlägt. Dies alles gibt uns guten Ansporn, an weiteren interessanten Themen zu arbeiten. Und mit den jetzt schon vorliegenden unveröffentlichten Einsendungen können wir getrost ins neue Jahr 2015 starten. Wir sind schon sehr gespannt.

Ihnen allen ein herzliches Dankeschön!
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine gesegnete und friedvolle Weihnacht und einen guten Start ins nächste Jahr.

Ellen Salverius-Krökel und Margret Budde

I Wie die Tiere das Christkind beschenkten

Sandro Botticelli
„Die Geburt Christi“

Ochs und Eselein waren zu Bethlehem im Stall die Ersten, die dem Christkind etwas schenken durften: Ruhevoll standen sie neben der Krippe und bliesen ganz sanft ihren warmen Atem über das Neugeborene, damit es nicht fror. Denn die Nacht war kalt, damals als Maria und Josef keine Herberge fanden und in einem Stall übernachten mussten. Als dort der Heiland geboren wurde, jubilierten die Engel. Viele Tiere erwachten aus ihrem Schlaf und eilten herbei, um das Wunder der Heiligen Nacht zu sehen.
Alle wollten dem Christkind eine Gabe bringen, jedes Tier nach seinem Vermögen. Ochs und Esel schenkten ihm ihren warmen Atem. Meisen, Zeisige, Rotkehlchen, Schwalben, Grünlinge und sogar zwei Schleiereulen flatterten herbei. Sie polsterten die Krippe mit ihren zartesten Flaumfedern aus. Etwas zerrupfte Straßenspatzen hielten ihre eigenen grauen Federn nicht für gut genug.

So stibitzten sie einer schlafenden Gänseherde weiche weiße Daunen und deckten das Neugeborene damit zu. Fleißige Bienen unterbrachen ihren Winterschlaf, netzten ihm die Lippen mit einem Tröpfchen Honig und summten es in den Schlummer. Damit der nicht durch das Rascheln und Piepsen der Mäuse im Stroh gestört wurde, setzten sich drei Katzen wachsam vor die Mäuselöcher und verwehrten den Mäusen den Eintritt in den Stall. (Aus Kummer darüber, dass sie nicht vor dem Christkind erscheinen durften, tragen die Mäuse seitdem ihr graues Büßer-Fell. Sie legten das Gelübde der ewigen Armut ab und leben seitdem vorzugsweise in Kirchen, warum es heißt „Arm wie eine Kirchenmaus“). Natürlich hätte das Christkind selbst sich über den Besuch von ein paar wohlerzogenen kleinen Mäusen gefreut, doch Maria hätte vielleicht einen Schock wegen ihnen gekriegt, wie Frauen so sind. Jedenfalls musste dort zu Bethlehem alles seine Ordnung haben.

Und so spielten sich einige angeberische Straßenhunde vor dem Stall als Wächter auf. Sie fletschten die Zähne, wenn ein paar junge, übermütige Engelchen gar zu tief flogen. Fast hätten sie zwei kleine braungoldene Hühner nicht zur Krippe vorgelassen, die auf ihren Kratzefüßen im Galopp herbeirannten und das Wunder im Stall sehen wollten. „Leider haben wir gar nichts zum Mitbringen. Und wir möchten dem Christkind so gerne etwas schenken! Ein feines frisches Ei wäre das Richtige, aber das können wir nicht bringen. Wir sind ja noch viel zu klein zum Eierlegen!“ piepsten sie und senkten traurig die Köpfchen. Das hörte der Engel Gabriel, der, wie Ihr wisst, mit ordentlich gefalteten Flügeln oben unter dem Dach auf einem Balken saß und aufpasste, dass seine Engelschar nicht zu viel Wind machte beim Herumfliegen und Jubilieren. Gabriel beugte sich zu den Hühnchen herunter und flüsterte: „Versucht es doch einfach mal mit dem Eierlegen! Man kann alles, was man nur will! Darum plustert Euch jetzt tüchtig auf und drückt fest, so wie ihr es von den großen Hühnern gesehen habt. Aber!“ – und hier hob der Herr der Heerscharen mahnend den Zeigefinger: „Aber, fangt ja nicht an zu gackern, sonst wird das Kind wach und schreit! – Also, hingesetzt ins Stroh, und los geht’s!“

Dürer_Christmas
Albrecht Dürer
„Die Weyhnachten

Die kleinen Hühner setzten sich etwas umständlich zurecht, holten tief Luft, drückten wie wahnsinnig und wurden unter ihrem Federkleid knallrot vor lauter Anstrengung. Und dann, tatsächlich, legte jedes ein niedliches kleines Ei, direkt vor Marias Füße. „Das ist unsere Gabe für das Jesuskind!“, piepsten sie stolz und wollten gelobt werden. Da waren sie mächtig enttäuscht, als Maria ihnen erklärte, dass so ein neugeborenes Baby noch keine Eier isst, wenngleich – also wenngleich etwas größere kleine Kinder natürlich liebend gerne extra kleine Zwergeier für Kinder essen würden! „Dann bleiben wir eben so lange bei Euch, bis das Kind unsere Eier essen kann!“ beschlossen die Hühnchen, „und wir selbst wollen einfach nicht mehr wachsen und nur noch solch kleine Eier legen!“

Mit diesem Entschluss flogen die braungoldnen Zwerghühnchen hoch oben auf den Dachbalken. Hier setzten sie sich neben den Engel Gabriel. Ganz entzückt schauten sie herunter auf das schlafende Jesuskind. Und nach wenigen Minuten fielen auch ihnen die Äuglein zu. Das versteht ihr, denn immerhin hatten sie ja eben mit viel Mühe ihr erstes Ei gelegt. Allmählich wurde es ruhig im Stall. Die Meisen, Zeisige, Rotkehlchen, Schwalben und Spatzen hatten sich aufgeplustert und piepsten dann und wann leise im Schlaf. Ochs und Esel schnaubten leise; die Katzen schnurrten, die Hunde kniffen wenigstens ein Auge zu, hatten genug vom Aufpassen und legten sich Maria und Josef zu Füßen. Die Schleiereulen saßen draußen vor dem Stall in einem Baum und schauten mit riesengroßen Augen in diese Nacht voller Wunder. Ruhe senkte sich herab.

Alle waren zufrieden, und die Nacht neigte sich dem Ende zu. Die Sterne zogen am Himmel ihre Bahn. Nur der große Komet mit seinem glänzenden Schweif stand unverrückt über dem Stall von Bethlehem. Da, von Ferne hörte man ein eigenartiges Geräusch, und dann sah man etwas herankommen. Der Komet wies mit seinem silbrigen Licht einer wollzotteligen Schar von Tieren den Weg. Sie trappelten müde von weit her heran; sie drängten sich auf schmalem Pfad langsam und geduldig zum Stall hin, zur Krippe, zu Jesus, Maria und Josef. Die da kamen, waren die Schafe, die als Erste die Frohe Botschaft von der Geburt des Erlösers vernommen hatten.

Der Evangelist Lukas berichtet darüber:
„Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. (Luther-Übersetzung)

Als die Hirten diese Botschaft hörten, eilten sie sofort nach Bethlehem, und auch ihre Schafe folgten den Worten der Engel. Sie schoben sich aus ihren Hürden heraus und wanderten mitsamt ihren neugeborenen Lämmchen über Stock und Stein zum Christkind. Der Morgen dämmerte schon, als sie endlich am Ziel waren. Sie drängten sich um den Stall, eins neben dem anderen, die ruhevollen Blicke mit großer Liebe auf Maria, Josef und das Kind gerichtet. Mit dem ersten Sonnenstrahl begannen alle Tiere zu singen. Und das sanfte Blöken der Schafe war Basso continuo im Lobgesang der Tiere zum Wunder der Heiligen Nacht!
Und nun fragt Ihr, was aus den kleinen braungoldenen Hühnchen geworden ist.
Also, die haben weiterhin so nette kleine Eier gelegt und durften bei der Heiligen Familie bleiben. Sie wurden die Stamm-Mütter von vielen Generationen von Zwerghühnern.

Elly Bröcker

Alle Bilder Wikimedia, gemeinfrei

II Weihnachtsnacht – eine Elegie

Weih - elegie 1

4 Gedanken zu „Zur Weihnacht“

    1. Danke, wir freuen uns, dass Ihnen die Beiträge auf unseren Seiten zusagen. Inzwischen werden viele unterschiedliche Bereiche angesprochen und für das gerade angelaufene Jahr liegen wiederum einige Beiträge zu neuen und alten Themen vor. Sie können gespannt sein.

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