Nun währt der Krieg gegen die Ukraine schon ein ganzes Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht. Das Grauen vor allem, das ist Alltag geworden. Aber wie soll das alles aufhören,…
…wenn denn der Aggressor so voller Hass ist. Und kann das ein Grund sein, über einen Staat, ein Volk kriegerisch herzufallen? Man fragt sich aber auch, was man selbst tun kann und ob man es überhaupt kann. Der Schluß liegt nahe, aber Nichtstun ist auch nicht angeraten.
Also: beschäftigen wir uns mit dem Land Ukraine, lesen wir, hören wir, sehen wir, alles was hilft, den Menschen dort, aber auch hier im Land zu helfen sichtbar zu sein und zu bleiben, sie und das Land selbst zu verstehen. Es gibt sicherlich so manche Wissenslücke zu schließen, auch wenn es nicht ganz so schlimm darum bestellt ist, wie uns mancher „Experte“ suggerieren will. Und man sollte sicherlich auch Russland nicht aus den Augen verlieren, nicht einfach abschreiben. Es gibt gute Möglichkeiten auch dieses Land, seine Kultur und Geschichte, seine Menschen, und ja, auch seine Politik/Politiker zu verstehen. Verständnis für letztere/letzteres zu haben, ist eine andere Sache.
Zum „Wissenslücken füllen“ in Sachen Ukraine haben wir hier schon einiges beigetragen, zusammengetragen, und wir wollen auch nicht damit aufhören. Was und ob es am Ende hilft? Ein paar Ideen:
Ukraine im Krieg – ein Jahr später – 24. März 2023, 19 Uhr, Literaturhaus Stuttgart
„Unter dem Titel „Ukraine im Krieg. Einordnen, schreiben, handeln“ lud das Literaturhaus Stuttgart am 14.3.22 Autor:innen und Expert:innen ins Literaturhaus ein, um der Ohnmacht über den russischen Angriffskrieg mit Mitteln der Analyse, Sprache und Literatur etwas entgegen zu setzen. Ein Jahr später setzen die Kulturmanagerin und Autorin der Graphic Novel „Rose Ausländers Leben im Wort“ (danube books Verlag) Oxana Matiychuk, die Autorin und Verlegerin Kateryna Mishchenko und die vielfach ausgezeichnete Literaturübersetzerin Claudia Dathe das Gespräch fort.
Oxana Matiychuk lebt nach wie vor in der Westukraine und führt seit einem Jahr Tagebuch über das Alltagsleben in der Bukowina, in ihrer Stadt Czernowitz, fortlaufend abgedruckt in der Süddeutschen Zeitung. Kateryna Mishchenko ist mittlerweile nach Berlin gezogen und hat zusammen mit Katharina Raabe, Lektorin im Suhrkamp Verlag, jüngst den Band „Aus dem Nebel des Krieges“ herausgegeben. In der Moderation von Kateryna Stetsevych bringen wir ausgewählte Tagebuchtexte zu Gehör, sprechen über das – teils tagesaktuelle – Übersetzen im Krieg und stellen den druckfrischen Band und seine Autor:innen vor. Sie erzählen von traumatisierten Menschen, aber auch von ihrer Fähigkeit, sich in den unklaren, erschütternden Zeiten eines Krieges dennoch wiederzufinden. Oxana Matiychuk, Kateryna Mishchenko und Claudia Dathe bringen darüber hinaus ein Souvenir, ein Andenken mit, das eine Verbindung herstellt zum Schreiben in versehrten Zeiten. Damit reihen sie sich ein in das neue Format „Souvenir. Andenken und Literaturen aus Mittel- und Osteuropa“, das Autor:innen aus diesen Ländern bis Ende 2023 in elf Literaturhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Bühne bringt.“ (Quelle: Veranstaltungs-ankündigung des Literaturhaus Stuttgart)
Zum Glück können auch alle Nicht-Stuttgarter-/-innen teilnehmen, es gibt Livestream-Tickets zu erwerben.
https://www.literaturhaus-stuttgart.de/event/ukraine-im-krieg-ein-jahr-spaeter-5582.html
Jüdisches Museum Berlin: Ukraine im Kontext – 2. März 2023
„Historiker/-innen blicken in der vierten Veranstaltung der Reihe Ukraine im Kontext auf die jüdische Geschichte von Dnipro und die Herausforderungen, mit denen die Menschen dort im gegenwärtigen Krieg konfrontiert sind.
Dnipro, eine Millionenstadt im Osten des Landes, galt im Volksmund als „die jüdische Hauptstadt der Ukraine“. Gegründet im 18. Jahrhundert als Katerynoslav zählte Dnipro vor dem Zweiten Weltkrieg ca. 80.000 Jüdinnen/Juden, etwa ein Zehntel der städtischen Bevölkerung. Im sowjetischen Dnipropetrovsk, das von Antisemitismus und Antizionismus geprägt war, schien das jüdische Leben zum Erliegen zu kommen. Erst mit der Proklamation von Glasnost und Perestrojka begann langsam eine Renaissance jüdischen Lebens in der Stadt. Heute weist Dnipro mit Kulturzentren, Synagogen, Schulen, Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen eine breitgefächerte Infrastruktur auf, die durch den Krieg Russlands erneut bedroht ist.
Die Historikerin Tetyana Portnova erkundet die jüdische Geschichte von Dnipro seit dem 18. Jahrhundert. Die Wissenschaftlerin Anna Medvedovska widmet sich dem Blick der sowjetischen und ukrainischen Geschichtsschreibung auf die Schoa. Der Journalist und Vorsteher der Dniprover Gemeinde Oleg Rostovtsev berichtet über die Entwicklung des jüdischen Lebens in der unabhängigen Ukraine und die Herausforderungen, mit denen Menschen im Krieg konfrontiert sind.
Das Jüdische Museum Berlin, die Bundeszentrale für politische Bildung und OFEK e.V. möchten in der Gesprächsreihe Ukraine im Kontext die jüdischen Perspektiven auf den Krieg in der Ukraine hör- und sichtbar werden lassen und Einblicke in die vielschichtige Gegenwart des Landes vor dem Hintergrund seiner Geschichte geben. Anhand der Städte Charkiw, Lwiw, Tscherniwzi, Odesa, Dnipro sowie Berlin als Zufluchtsort sprechen ukrainische Künstler*innen und Wissenschaftler*innen über das Leben und Überleben im Krieg, Mehrfachzugehörigkeiten, konkurrierende Erinnerungen, Identitäten, Städte- und Geschichtsbilder.
Leider findet diese Veranstalzung nur vor Ort statt. Wer also am Do, 2. März, in Berlin sein sollte, findet den Vortrag hier: Altbau 2. OG, Großer Saal, Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin.
Aber zur dritten Veranstaltung dieser Reihe, Ukraine im Kontext: Odesa, gibt es auf den Seiten des Jüdischen Museums einen Video-Mitschnitt. Und hoffentlich gibt es die Folge über Dnipro demnächst auch als Video-Mitschnitt.
Desweiteren gibt es dort auf der Webseite Kurzinterviews
Zum Thema gibt es auch ein Journal in der Reihe der JMB-Journale: Ukraine No 24, 2022
Es wird auf die komplexe jüdische-ukrainische Historie der Region ebenso wie auf die reiche Literatur der Bukowina, auf Babyn Jar mit seiner neuen Synagoge, die noch steht, geblickt. Es gibt Fotografien einer Künstlerin, die mit ihrer Familie Ende der 1990er-Jahre aus Kyjiw nach Deutschland auswanderte, Objekte der Sammlung des JMB, die in vielfältiger Weise Bezüge zur Ukraine haben
Die komplette Webseite findet man hier: Jüdisches Museum Berlin – Ukraine im Kontext
E-Learning-Kurs „Die Ukraine. Geschichte und Gegenwart eines europäischen Staates“
Gesichertes Grundwissen kann man nie genug bekommen, und wenn man das dann auch noch per Selbstlern-Kurs bekommen kann, dann darf man sich freuen, selbst wenn man nach der Corona-Pandemie auch gerne wieder raus geht. Aber dennoch, man kann es ja mal wieder versuchen. Der Selbstlernkurs des Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig in Kooperation mit weiteren sieben Leibniz-Einrichtungen, hat über das angegriffene Land und dessen Geschichte den gesichertem Grundwissen über das angegriffene Land und dessen Geschichte. Der E-Learning-Kurs „Die Ukraine. Geschichte und Gegenwart eines europäischen Staates“ schafft hier Abhilfe. Seit Spätsommer 2022 wird am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig in Kooperation mit weiteren sieben Leibniz-Einrichtungen an der Erstellung des Kursangebots gearbeitet. Dieses wird in zwei Versionen erscheinen, die sich didaktisch aufbereitet an Schüler*innen ab Klasse 7 bzw. Erwachsene richten. Seit Spätsommer 2022 wird an der Erstellung des Kursangebots gearbeitet. Dieses wird in zwei Versionen erscheinen, die sich didaktisch aufbereitet an Schüler*innen ab Klasse 7 bzw. Erwachsene richten.
Der E-Learning-Kurs vermittelt relevante Informationen zur Ukraine und den Hintergründen des Krieges in kurzen Textbausteinen, anschaulich unterlegt mit Bildern, Karten und Expert*innen-Videos, in denen die wichtigsten historischen, politischen und völkerrechtlichen Fragen zum Konflikt prägnant beantwortet werden. Insbesondere im Schüler*innenkurs wird dies um interaktive, spielerische Elemente wie Quizabfragen oder Sortierspiele ergänzt.
Der E-Learning-Kurs wird ab Mitte März kostenlos auf dem Online-Portal Copernico – Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa zugänglich sein. Unter folgendem Link können Sie vorab einen Blick auf den fast abgeschlossenen Schüler*innenkurs werfen: Die Ukraine. Geschichte und Gegenwart eines europäischen Staates
Wer z.B. erst einmal Interesse an Karten zur Ukraine hat, eine davon findet sich auch im Kurs, findet sehr gute in der Zeitschrift Osteuropa 2010/2-4 , eine physische und mehrere thematische Karten. Lohnenswert.
Und dann kann man, nicht nur erst im März, auch Literatur der Ukraine lesen, es gibt mittlerweile sehr viel mehr auch auf Deutsch zu finden, in den Buchhandlungen und wie immer in den Bibliotheken. Eine sehr gute Liste mit Buchtiteln findet man hier Weltempfänger Sonderausgabe Ukraine/Osteuropa
Ellen Salverius-Krökel
P.S. Der Titel unserer Noten: Havenu Shalom Aleichem, wissen unsere Musikkenner natürlich.