(mb) (akt. Jan. 2023) Strahlende Sonne, dicke Jacken, hochgeschlagene Kragen, wehende Haare und 14° um 11 Uhr vormittags, das ist der heutige Blick nach draußen, obwohl man sich inzwischen schon so gut an die warmen Temperaturen gewöhnt hatte. Die kurzen Schatten verraten den Sonnenstand. Nur die Temperaturen wollen nicht so recht zu …
… den leuchtenden Strohblumen passen.
Und die gespeicherten 5° für diesen 17. Mai um 5:00 Uhr früh lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie wohl wieder da sind,
DIE EISHEILIGEN.
Und wen wundert es da, wenn ich mich jetzt beim Schreiben um meine Balkonblumen sorge bei den erneuten 7° zur frühen Abendstunde.
Steht vielleicht eine frostreiche Nacht bevor?
Ein Blick ins Wetterportal verrät Weiteres. Winde aus Nordwest bis Ost.
Also ganz so, wie es bei Großwetterlagen zu dieser Jahreszeit schon fast mit einer Regelmäßigkeit auftritt. Dieses Naturphänomen gehört ebenso wie die
Schafskälte zwischen dem 10. und 12. Juni,
Siebenschläfer am 27. Juni, die
Hundstage zwischen dem 23. Juli – 23. August und der Altweibersommer Mitte September – Anfang Oktober u.a. in der Meteorologie zu den Singularitäten. Diese besagt, dass sich bestimmte Großwetterlagen wie Eisheiligen, Schafskälte etc. im Laufe der Jahre mit größter Wahrscheinlichkeit wiederholen.
Der Begriff „Eisheiligen“
Bei meiner Suche im Netz nach Informationen zu diesem Begriff sprangen mir gleich mehrere gleichgeartete Anbieter in den Blick. Neben vielen anderen. Es war auffällig für mich.
In Übersetzungsportalen erstaunlich viele Übersetzungen nur in europäische Sprachen zu diesem Begriff – anders als bei anderen Worterklärungen.
Medien aller Arten wie Fernsehen, Rundfunk, Zeitungen – für mich klar, als Anspruch zur Information.
Portale zu Garten-, Wein- und Ackerbau – bei denen gleichzeitig das Wetter große Bedeutung hatte.
Sehr viele Wetterportale, die uns laufend ihre hilfreichen Dienste sicher übers Netz zukommen lassen und – unterschiedliche Erklärungen bereithalten.
Und – die vielen österreichischen und schweizer Portale, die sich mit dem Menschen und der Natur gleichermaßen befassten.
Warum interessierten sich gerade diese Gruppen für die Eisheiligen?
Was war ihre gemeinsame Frage?
Und warum nur verschwindend wenige mit religiösem Charakter? Es geht doch um Heilige.
Warum keine Esoterik? Ungewöhnlich als Angebot im Netz.
Für mich entstanden Fragen, denen ich etwas genauer nachgegangen bin.
Wetterregeln
Seit Menschengedenken beobachteten die Menschen alle Naturereignisse und suchten die Entstehung und ihre unterschiedlichen Auswirkungen auf das tägliche Leben zu ergründen. Waren für den Fischfang und die Seeschifffahrt die Erkundung der Winde von größter Bedeutung, so richteten die von der Landwirtschaft abhängigen Menschen ihr Augenmerk insbesondere auf Beobachtungen des Wetters an Land, um sich vor Schäden durch Fröste zu schützen. Ihre Aufzeichnungen gaben sie von Generation zu Generation weiter und entwickelten daraus ihre Wetterregeln.
Schon in der Bibel steht es bei Matthäus:
Mt 16,2
Er antwortete ihnen: Wenn es Abend wird, sagt ihr: Es kommt schönes Wetter; denn der Himmel ist feuerrot.
Mt 16,3
Und am Morgen sagt ihr: Heute kommt schlechtes Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübt sich ein.
Bauernregeln
Sie haben ihren Ursprung in den Beobachtungen zu Auftreten und Wiederkehr von Wetter- und Naturphänomenen im Jahresverlauf und deren Auswirkungen auf die Landwirtschaft, somit auf das Leben und den Alltag des Menschen.
Sie waren angewiesen auf diese Wetterbeobachtungen, hing doch in großem Maße ihre gesicherte Versorgung im nächsten Winter wesentlich von deren Beachtung ab. Aus den wichtigsten Wetterregeln für Weinbau und Landwirtschaft entstanden im Laufe der Geschichte die Bauernregeln, die inzwischen immer mehr wissenschaftliche Beachtung finden durch die plausiblen Erkenntnisse über ihre Entstehung.
Wir im 21. Jahrhundert werden vom Wetterdienst mit entsprechenden Warnungen versorgt.
Der Name Eisheiligen entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte aus den Bauernregeln, nach denen sich jeder mit seiner Aussaat richtete, um etwaigen Schäden durch Frost zu entgehen. In dieser Regel hieß es, keine Saat vor der „kalten Sophie“ am 15. Mai in die Erde zu legen.
Über die einzelnen Gestalten, die als Eisheilige gelten, aber keine Heiligen im eigentlichen Sinne der Kirche sind (daher wenig religiöse Portale), wird vielerorten ausführlich geschrieben, z. B. bei Wikipedia, weshalb wir hier nicht darauf eingehen.
Wer gern als Wanderer oder Kletterer die Bergwelt erkundet, ist auf der sicheren Seite, wenn er sich eingehend mit ganz bestimmten Wettererscheinungen und -phänomenen befasst. Das notwendige Wissen können Sie im Quiz der österreichischen bergwelten.com testen. Oder wissen Sie schon, „warum Ihnen die Haare zu Berge stehen?“ Auf den Seiten dieses Magazins können Sie auch weitere kostenlose Lektüre zum Bergwetter erhalten.
Im Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo in der Schweiz finden Wetter-, Klima- und Umweltinteressierte ein wahre Fundgrube an Themen und Forschungsergebnissen. Als weitere Adressen zur Vertiefung des Wissens nenne ich den Deutschen Wetterdienst und die Unwetterzentrale der Meteomedia GmbH.
Eisheiligen 2018
Inzwischen dürften sich auch alle anfangs gestellten Fragen von selbst beantwortet haben.
Bezogen sich die geschilderten alten Bauernregeln auf den Julianischen Kalender, so verschoben sich die Daten 1582 mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders. Die Tage der Heiligen behielten aber ihren angestammten Platz im Kalender. Die Kälteeinbrüche finden inzwischen also rund eine Woche später statt, etwa ab dem 20. Mai. Was aber allerdings vielfach unbekannt ist.
Und nun sind wir wieder im Mai des Jahres 2018.
Habe ich diesen Bericht am 17. Mai begonnen, so kann ich ihn erst einen Tag später beenden. Dazu darf ich sagen, dass ich froh war, meine empfindlichen Pflanzen gestern spät noch vom Balkon genommen zu haben. Denn die 2° am Außenthermometer heute früh jagten mir einen gehörigen Schrecken ein.
Würden Sie mich fragen, wie sehr man sich an dieses Datum >Eisheiligen vom 11. bis zum 15. Mai im Jahr< halten soll oder kann. Diese Frage kann ich nur für mich beantworten, denn auch ich richte mich in diesem Bereich EINZIG nach MEINEN Erfahrungen, wie die Menschen vor Jahrhunderten. Und damit bin ich bisher immer bestens gefahren. Darum wage ich auch zu sagen, dass die gestrengen Herrn in diesem Jahr an IHREN Kalendertagen gekommen sind, wenigstens in meiner Region.
Mensch und Natur.
Hier wird einmal mehr deutlich, wer die Macht auf Erden hat.
Richten wir uns danach!
Beitrag als PDF
Margret Budde
Quellen:
Bibleserver, DWD, Unwetterzentrale, Wikipedia,
Screen: wetteronline.de
Bild: Margret Budde