Wenn jemand eine Reise fotografiert -oder: Reisefotografie im 19. Jahrhundert
(esk) Wer kann schon von sich sagen, er/sie fotografiere nicht auf seinen Urlaubsreisen, Ausflügen u.ä.? Da kommt mit der Digitalfotografie heute eine ganze Menge Bildmaterial zusammen. Das war früher anders. Schöne Beispiele dafür zeigt der Städel Blog.
„Nichts glich so sehr dem Himmel über der Normandie wie der Himmel über Ägypten zu dieser Stunde. […] Hätten Minarette und Palmen es nicht eindeutig bewiesen, hätte man sich nur mit Mühe in Afrika gewähnt,“ schreibt der Schriftsteller Téophile Gautier 1869 enttäuscht über seine Ägyptenreise. Was war passiert? Oder alles ganz typisch? Nun, Gautier hatte sich vor seiner Reise Gemälde angesehen und sich alles irgendwie „exotischer“ erträumt. Aber auch er griff dann wie so viele zur Kamera und die Arbeiten so vieler Maler war mehr oder weniger nicht mehr gefragt, jedenfalls nicht, um wirklichkeitsgetreue Bilder zu verfertigen. Das machte nun die Fotografie.
Sehnsuchtsort Mittelmeer
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts machten sich dann also viele Künstler daran, zur Fotografie zu wechseln. Aber nicht nur die. Man ging nach Italien, nach Spanien, probierte sich mit der Kamera aus, eröffnete Fotoateliers und versuchte davon zu leben. Vorbild war häufig aber noch die Malerei wie etwa die Vedutenmalerei des 18. Jahrhunderts, ein richtiger Trend sogar in der neuen Fotografiebranche. Man wußte auch wie man Stimmungen erzeugen konnte per Staffage und kam damit der beliebten mediterranen Stimmung und dem Sehnsuchtsort Italien nach. Aber auch die Behandlung der Abzüge brachte den Aufnahmen die richtige Wirkung bei – die Fotografie als Souvenir für die daheimgebliebenen nördlich der Alpen.
Reizvolles Ägypten
Die Reisen gingen dann aber auch in die weiter entfernten Reisezielen wie etwa Ägypten, dem klassischen Ziel der Grand Tour, der Bildungsreise des gehobenen Bürgertums. War Italien und das Mittelmeer etwas für die Stimmung, war Ägypten, der Orient und der Nahe Osten etwas für den Reiz des Fremden. Im 19. Jahrhundert war der Bilderhunger nach Aufnahmen aus dem sagenumwobenen Ägypten immens. Auch davon ist im Blog zu lesen und sind Bilder anzusehen, dazu aber auch ist zu lesen von den Reiseumständen und denen des Handwerks der Fotografie in der Zeit: Warum sind auf diesen alten Fotografien eigentlich immer so wenige Menschen zu sehen? Hier also geht es zum Blogbeitrag: Wenn jemand eine Reise fotografiert. Reisefotografie im 19. Jahrhundert
Der Städel Blog – Museum digital
Noch kurz etwas zum „Städel Blog“, dem digitalen Sprachrohr des Frankfurter Städelmuseums: Er wurde 2011 ins Leben gerufen und war von Anbeginn an auf WordPress basierend, das hat auch eine zwischenzeitliche Auffrischung nicht verändert. Damit wollte das Museum die mittlerweile über 400 Artikel, ein wahrer Schatz an jüngerer Museumsgeschichte, besser sichtbar machen. Man hat aufgeräumt, alle Artikel sind über die Startseite leicht zugänglich, er ist visueller gestaltet worden, hat mehr und größere Bilder sowie direkt aufrufbare Videos integriert. Dazu gibt es aber auch Kategorien, Schlagworte und persönliche Tipps. Eine alles in allem gute Sache für die Kunst.
Mittlerweile gibt es ja auch andere, hochinteressante digitale Möglichkeiten beim Städel, wir haben schon dazu geschrieben. Digitals zur Vorbereitung (oder Nachbereitung oder Ersatz) der Ausstellungsbesuche, die digitale Sammlung, Kurse zur Kunstgeschichte und eben den Städel Blog. Aber am besten, man informiert sich selbst: Digitale Angebote des Städel Museums
Ellen Salverius-Krökel